Über Rassismus im Fussball


Diskrimierung und Rassismus im Fussball finden auf allen Ebenen statt: Betroffene berichten von Beschimpfungen und Anfeindungen auf dem Platz, Schmährufen von der Tribüne und diskriminierenden Zuweisungen durch Journalist*innen - von der Bundesliga bis in den Breitensport. Vereine und Verbände haben mittlerweile das Problem erkannt und schufen neben Aktionen gegen Diskriminierung auch Anlaufstellen, an die Opfer von Gewalt und Diskriminierungsvorfällen sich wenden können. Im Sächsischen Fussballverband übernimmt Laura Holzapfel diese Aufgabe.

„Meiner Meinung nach ist Rassismus ein gesamtgesellschaftliches Thema. Und da der Fußball ja immer sagt, er sei der Spiegel der Gesellschaft, ist natürlich auch Rassismus ein Thema, sowohl im Profi als auch im Amateurfußball. „

Politiker und Gründungsmitglied des Roten Stern Leipzig, Adam Bedsnarsky, findet, der Fußball könne vor allem im Amateurbereich Brücken bauen, habe aber sein großes demokratisierendes und integrierendes Potenzial noch nicht ausschöpft:

„Aus der Praxis gesprochen kann man festhalten, dass natürlich Rassismus und Diskriminierung auch im sächsischen Breitensport Fußball immer noch eine weite Verbreitung findet, dass Rassismus dort immer noch zum Alltag dazugehört, gerade auch in der Schmähkultur und der Abwertung von gegnerischen Spielern.“

Doch offener Rassismus, wie ihn viele Spieler erleben, speist sich aus strukturellem Rassismus, sagt Prof. Dr. Tina Nobis von der Humboldt-Universität in Berlin, die mit ihrer Forschung zu strukturellem Rassismus im deutschen Fußball Neuland beschreitet. Sie beschreibt die Situation als strukturelle Disbalance zu Ungunsten schwarzer Menschen und People of Color. 70% der Fussballer in Deutschland seien weiß, 20% schwarz und 10% People of Color. In den Entscheidungsebenen und führenden Positionen neben und auf dem Platz zeige sich diese Verteilung jedoch nicht. Strukturen, in denen überverhältnismäßig viele weiße Menschen in den Entscheidungspositionen sind, bilden gesellschaftliche Realität nicht mehr ab, erklärt Tina Nobis zur gegenwärtigen Situation, und fragt: Wie ändern wir das? Sie ist der Meinung, es müsse von oben entschieden werden, durch eine Quotenregel, wie beispielsweise in der NFL. Das ist nicht unumstritten. Einigkeit herrscht unter Betroffenen, Verbänden, in der Politik und unter den Jounalist:innen jedoch bei dem Punkt: immer wieder miteinander reden und sich klar gegen Diskriminierung aussprechen. Laura Holzapfel:

„Ja, es geht aber vor allem auch darum, eben hinzuschauen, sich zu positionieren und klare Kante zu zeigen und diskriminierenden Haltungen entgegenzutreten. Also sowohl auf dem Fußballplatz als auch daneben. Und meiner Meinung nach muss genau daran fortlaufend gearbeitet werden, also durch Sensibilisierung und Hinschauen, aber auch Einschreiten und auch das klare Benennen solcher Vorfälle.“


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