Über §16i SGB2


Ayat Al-Kareem, Suad Al-Zinkee, Dung Tran Thi und Maryna Zakotina: Das sind vier von 162 Mitarbeiter:innen, die beim Kommunalen Eigenbetrieb der Stadt Stadt Leipzig (KEE) nach Paragraf 16i SGB2 angestellt sind. Sie arbeiten als Integrationsunterstützerin der DAZ-Klasse in Connewitz, Lotsin in der Ausländerbehörde und Mitarbeiterinnen in zwei Schulbibliotheken in Plagwitz und Lindenau.

Unter Paragraph 16i steht im Sozialgesetzbuch 2, kurz SGB2, seit 2019 das „Teilhabechancengesetz“: Menschen, die seit mindestens 5 Jahren ALG2 beziehen, dürfen bis zu zu 5 Jahre auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten - sozialversichert, in Voll- oder Teilzeit.

Ein „Paradigmenwechsel“, nennt es das Jobcenter, denn erstmals muss geförderte Arbeit nicht zwingend wettbewerbsneutral und gemeinnützig sein, sondern findet auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt statt.

Ziel: Mit dem Integrationsfachteam den 1. Arbeitsmarkt schaffen

2019 bekam der KEE, der auch unseren Podcast Auf Integrationskurs nun ein Jahr lang gefördert hat, den Zuschlag für 174 Stellen, 162 davon sind derzeit besetzt. Am 31.Dezember 2023 endet somit das Projekt 16i im KEE – und damit auch die Stellen der derzeitigen Mitarbeiter:innen.

Es stellt sich also für alle die Frage nach dem danach. In der Podcast-Folge hört ihr, was unsere vier Frauen dazu sagen.

Im KEE erledigen Kolleginnen und Kollegen vom 16i mehr als 20 verschiedene Jobs. Im Wildpark, im Kinder- und Jugendnotdienst und bei der Behindertenhilfe, in der Leseförderung an Schulen, Stadtteilbibliotheken und im Naturkundemuseum, bei der KFZ-Zulassungsstelle, der Ausländerbehörde, bei der Straßenreinigung und im Standesamt.

Ronny Malkowski koordiniert die 162 Mitarbeiter:innen und formuliert das Ziel von 16i: „Integration in den 1. Arbeitsmarkt.“ Als Integrationsfachteam unterstützen Jana Wagner und Carmen Bock die Frauen und Männer dabei, helfen bei Problemen am Arbeitsplatz oder auch privat, wenn es um Behörden oder die Wohnung geht. In erster Linie aber unterstützen sie bei Bewerbungen, der Suche nach Praktika oder Weiterbildungen, die bis zu 3000 Euro pro Person kosten dürfen. Zudem gibt es noch den Jobcoach vom Jobcenter.

Ausländer im Osten: Schlusslichter des Arbeitsmarkts

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist in keiner Bevölkerungsgruppe so hoch wie unter den Ausländern in Ostdeutschland. Laut Statistik der Bundesagentur lag sie 2020 bei 19 Prozent – verglichen mit 6% insgesamt, 8,1 Prozent im Osten und 13,8 Prozent unter ausländischen Mitbürger:innen im Westen.

Tatsächlich spielen Sprachkenntnisse die Schlüsselrolle auf dem Arbeitsmarkt. Das Institut für Arbeits- und Berufsforschung IAB stellte fest: Je mehr Deutsch in den Haushalten gesprochen wird, desto aktiver suchen die Menschen Arbeit und desto erfolgreicher sind sie dabei.

In der zweiten Generation wird demnach zu mehr als 70 Prozent Deutsch gesprochen, in der ersten Generation etwa die Hälfte – kein Wunder also, dass in Ostdeutschland, wo noch immer vor allem die erste Migrantengeneration Arbeit sucht, die Arbeitslosigkeit unter Ausländern deutlich höher liegt.

Das erklärte Ziel geförderter Beschäftigung ist stets die Eingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Offizielle Ergebnisse des bundesweiten Projekts sind erst Anfang 2024 zu erwarten. Auch Ronny Malkowski kann noch nicht einschätzen, bei wie vielen der Kolleg:innen das tatsächlich gelingt. Direkte Übernahmen in den Betrieben kommen nur gelegentlich vor. Beim KEE waren es 2022 bislang zwei Personen, in der Baumbepflanzung und der Straßenreinigung der Stadt Leipzig.


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