Leben in Deutschland: für Vietnames:innen unmöglich


Dung TranThi war 20, als die DDR sie, wie 60.000 andere Vietnamesinnen und Vietnamesen, als Vertragsarbeiterin anwarb. Schlachthöfe und Tagebau waren typische Arbeitsorte der Männer, die meisten Frauen nähten. Der Deutschkurs dauerte 4 Wochen, denn an Integration wurde staatlicherseits gar kein Gedanke verschwendet. Sie lebten abgeschottet in Plattenbauten, die Familiengründung war ihnen untersagt. Bei Schwangerschaft gab es zwei Möglichkeiten: abtreiben oder Heimreise.

Doch schlimmer wurde es nach der Wende. Jobs verschwanden, Wohnheime wurden aufgelöst. Die vereinigte Bundesrepublik wollte die Vertragsarbeiter loswerden und bot 3000 Euro für die Heimreise – 16.000 Menschen aus Vietnam blieben und schlugen sich durch. Dung Tran Thi und ihr Mann, die sich in Leipzig kennengelernt hatten, kämpften gegen die unmögliche Dreifaltigkeit aus Aufenthaltserlaubnis, Wohnung, Arbeit. Wohnung gab es nicht ohne Aufenthalt, Aufenthalt bekam nur, wer einen festen Wohnsitz vorweisen konnte. Und Arbeit zu finden ohne Deutschkenntnisse nach der Wende... Hört selbst, was Dung Tran Thi im Podcast erzählt.

Die deutsche Sprache ist aufgrund der völlig anderen Laute für Vietnamesisch-Muttersprachler:innen unheimlich schwer zu lernen. Viele Menschen aus Vietnam blieben daher lieber unauffällig und in ihrer eigenen Community. Noch heute treffe ich in Einstufungstests für Sprachkurse manchmal Menschen, die seit über 30 Jahren hier leben und kaum Deutsch sprechen. Thi Tran hat es geschafft, doch auch sie sagt nach 36 Jahren Leipzig: „Deutsch ist sehr schwer für mich.“

Sie fanden eine Wohnung zur Untermiete, bekamen ihren Aufenthalt, drei Kinder und immer mal wieder Arbeit. Aber keine Stabilität.


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