Über die Internationalen Frauen


Etwa 200 Frauen nutzen jeden Monat die Beratungen des Vereins „Internationale Frauen“ in Volkmarsdorf und Schönefeld. Die Mitarbeiterinnen sind selbst ein internationales Team, sprechen Türkisch, Arabisch, Russisch, Vietnamesisch, Spanisch, Englisch und Portugiesisch.

Das Schönefelder Büro ist in einem niedlichen Gartenhaus im Hof einer Wohnanlage untergebracht. Hier steht Nelma Batista Dos Santos Hahne den Frauen zur Seite, und hier hat auch Yasmin anfangs Unterstützung gefunden, die sie nun weitergeben kann.

Wir haben Nelma gefragt: Hilfe im Umgang mit Behörden oder bei der Wohnungssuche bieten viele Migrationsberatungsstellen in Leipzig. Warum braucht es einen eigenen Verein für Internationale Frauen?

„Die Idee ist es, dass wir Frauen zusammenkommen. Es gibt verschiedene Punkte, über die wir Frauen in einem Raum reden können, was mit männlichen Anwesenden nicht passend wäre; über Ideen, Probleme und auch Kreatives.“

Was mache ich bei Gewalt? Wo fasst mich die Frauenärztin an?

Es sind vor allem zwei Themen, bei denen es wichtig ist, den Frauen einen geschützten Raum anbieten zu können: häusliche Gewalt oder Sexualität. Der Verein lädt Referent:innen ein, um die Frauen über ihren Körper und Themen wie Verhütung und Menstruation aufzuklären und veranstaltet Workshops zum Empowerment: „Es geht um Selbstbewusstsein und die Gesetze in Deutschland, wir informieren die Frauen über ihre Rechte. Manchmal sind es ganz einfache Fragen, zum Beispiel wenn die Frauen Mädchen zu Hause haben, die zum Frauenarzt gehen sollen. Manche schämen sich und haben Schwierigkeiten, darüber zu reden. Wir erklären: Das ist ganz normal, wenn die Frauenärztin die Brust anfasst oder Untersuchungen macht.“

Töchter sind frei, Mütter verängstigt

Viele Frauen wie Yasmin, die aus arabischen Ländern oder zum Beispiel Afghanistan kommen, bringen aus ihrer Heimat Werte und strenge Regeln mit, die mit dem Leben junger Menschen hier kollidieren. Häufig fehlt den Frauen der Kontakt zu Einheimischen, während ihre Töchter in der Schule natürlich intensiv mit Mädchen zu tun haben, die in Deutschland sozialisiert wurden. Sie fordern vielleicht Freiheiten ein, die den Müttern unvorstellbar scheinen. Das verunsichert, kann Ängste wecken und zu Konflikten führen.

Nelma erzählt: „Die Kinder gehen zur Schule und lernen die Kinderrechte kennen. Wenn die Mutter etwas sagt, sagen sie: ,Ich habe Rechte! Ich habe hier die Möglichkeit alles zu machen, was ich möchte.' Das ist natürlich ein Kulturschock, und wir erklären, dass die Mutter keine Angst haben sollte. Und es ist auch sehr wichtig, nicht die Identität zu verlieren. Manche fragen, wegen ihrer Religion, des Kopftuchs oder der Sprache: ,Soll ich nicht mehr reden, mein Kopftuch nicht mehr tragen oder meine Religion nicht mehr weiter glauben?'“

Die Beraterinnen erklären: Die Mütter sollen ihre eigene Identität nicht aufgeben, sondern sich für die neue, unbekannte Welt ihrer Töchter öffnen. Der Schlüssel dafür:

„Es ist wichtig, dass man die Sprache lernt, dann kann man besser das System verstehen, die Kultur, die Mentalität der Leute, wo wir gerade leben. Sie sind unsicher und haben Angst, aber wenn man die Sprache spricht, bekommt man Stück für Stük Sicherheit und kann Fragen stellen. Die Erziehung zwischen Mama und Tochter funktioniert dann.“

Internationale Frauen begleiten Mutter zur WG der Tochter

Nelma und ihre Kolleginnen helfen oft auch ganz konkret und begleiten Mütter und Töchter bei ihrer Annäherung in einer neuen Kultur.

„Es gab einen extremen Fall, dass die Mädchen alleine in einer WG leben wollten. Aber die Eltern sagten, nein, sie sollen zu Hause bleiben, bei uns hier weiterleben. Wir sind hier in einer fremden Kultur, wir wissen nicht, ob dieser Respekt weiter existiert... Wir haben die Mutter und die Tochter zu dieser WG begleitet. Die Mama war da, sie hat die Mitbewohner kennengelernt, sie haben sich vorgestellt. Und sie hat offen gesprochen und Fragen gestellt. Und dann war sie so ruhig und hat gesagt: ,Okay, du kannst ausziehen.' Aber nach einem Jahr wollte sie nicht mehr und ist zurück zu den Eltern gezogen.“


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