Über Menschenrechte

Wie wohl in fast allen Ländern ist auch Indonesiens Geschichte eine Geschichte der Menschenrechtsverletzungen.

Die Kolonialisierung im großen Stil beginnt um das Jahr Null – und damit auch die Ausbeutung und Missionierung der Menschen. Indische wie chinesische Seefahrer interessieren sich für die Schätze der Inseln und bringen ihre Religionen, Hinduismus und Buddhismus mit. Ab dem 8. Jahrhundert missionieren die Araber, wie wir gehört haben, sehr erfolgreich zum Islam.

Besonders konsequent beuten die niederländischen Kolonialherren die Inseln aus. Ihre Ostindien-Kompanie reißt den Gewürzhandel an sich und erobert die Monopole über Muskatnuss und Nelken. Außerdem erbeuten sie Gummi, Kokosnuss, Tee , Zucker, Kaffee, Palm- und später auch Erdöl. Die indigenen Menschen werden Sklaven und in einigen Regionen fast komplett ausgerottet.

Unabhängigkeit bringt weder Freiheit noch Frieden

Die japanische Besatzung 1942 Japan ebnet ironischerweise den Weg in die Unabhängigkeit. Indigene gelangen in Verwaltungspositionen und können so schließlich die Kolonialherren abschütteln.

1945 ruft Nationalistenführer Soekarno die Indonesische Republik aus, am 17. August feiern Indonesier*innen ihre Unabhängigkeit. Die europäischen Länder allerdings erkennen den neuen Staat erst vier Jahre später an - wohl aus Loyalität mit der niederländischen Kolonialmacht.

Frieden und Freiheit bringt die Unabhängigkeit den Menschen jedoch nicht. Soekarno mausert sich zum Diktator und schafft 1959 das Parlament wieder ab.

1965 zerreißt das „Indonesische Massaker“ die junge Nation. Militärs unter General Suharto ermorden zwischen 500.000 und 1 Million Sympathisanten der kommunistischen Partei und chinesischstämmige Indonesier – angeblich, um einen kommunistischen Putsch zu verhindern. USA und Großbritannien heißen den „Schlag gegen den Internationalen Kommunismus“ gut, auch der BND soll Suharto unterstützt haben.

Dieser wird daraufhin zweiter indonesische Staatspräsident, seine Diktatur dauert bis 1998. Tatsächliche und angebliche Kommunisten werden verfolgt und diskriminiert.

Als Mahnmal an Suhartus Diktatur der „Neuen Ordnung“ schaffen übrigens indonesische Künstler das Bild „People`s Justice“, das mit teils antisemitischer Symbolik für den Eklat bei der Dokumenta 2022 sorgt.

Demokratie seit 2004 - und die Menschenrechte???

Keine Ruhe für Indonesien, die ersten freien Wahlen seit 45 Jahren bringen keine Stabilität, Präsidenten wechseln. In der Asienkrise 1998 protestieren Studenten, Soldaten schießen und vergewaltigen Frauen. Nach der Unabhängigkeitserklärung Ost-Timors 1999 töten Milizen 1500 Menschen. Ab Sommer 2000 macht die Terrorgruppe Jamah Islamiya mit Autobomben und Selbstmordattentätern Indonesien zur Spielwiese des Islamismus. 2002 ermorden sie 202 Menschen in Diskotheken auf Bali. Glücklicherweise kann der Islamismus nicht Fuß fassen.

Seit 2004 ist Indonesien weltweit als demokratischer Staat anerkannt, Joko Widodo regiert seit 2014 und wurde 2019 wiedergewählt. Doch seine zweite Amtsperiode ist durch Korruption geprägt.

Und die aktuelle Liste der Menschenrechtsverletzungen bei Amnesty International ist lang. Vor allem die Meinungsfreiheit in Indonesien ist massiv eingeschränkt.

So werden Studenten festgenommen, weil sie bei einem Besuch Präsident Widodos Plakate gegen Korruption entrollen. Ein Universitätsdozent muss ins Gefängnis, weil er Kritik an der Stellenvergabe der Uni äußert. Im Internet werden Anti-Koruptionskämpfer digital attackiert.

Polizei und Militär knüppeln bei Demonstrationen gegen die Regierungspolitik Demonstranten nieder und nehmen sie fest, ein Demonstrant wird erschossen.

Die Arbeitnehmerinnenvertreterin Aan Aminah, die sich gegen Kündigungen einsetzen, wird angeklagt.

Indigene Menschen kämpfen um ihr Land - und landen im Knast

In vielen Fällen verfolgt der Staat indigene Menschen, die sich gegen die Zerstörung ihrer Lebensräume für kommerzielle Zwecke wehren, zum Beispiel gegen Palmölfirmen oder Eukalyptusplantagen auf ihrem Land. Sie werden angegriffen und festgenommen.

Aktivistinnen, die sich für Kleinbauern einsetzen, werden vor Gericht verurteilt.

Besonders hart gehen Polizei und Militär gegen Unabhängigkeitskämpfer in Papua vor, wo die Bildung politischer Parteien verboten ist und Demonstrationen brutal aufgelöst werden. 15 Menschen sterben, gewaltlose Demonstranten kommen ins Gefängnis.

Auch die Religionsfreiheit ist nicht gewährleistet. Ahmediyya-Muslime dürfen ihre Religion nicht ausüben, der Bau von Moscheen ist ihnen untersagt.

https://indojunkie.com/geschichte-indonesien/#penci-Seehandel-Erste-Kontakte-mit-Hinduismus-Buddhismus

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/id_86930860/genozid-in-indonesien-deutschlands-heimliche-hilfe.html

https://www.amnesty.de/informieren/amnesty-report/indonesien-2021

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